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Leseproben

Reunion 2003

Wieder kommt eine große Senke. Ich springe auf einen Stein und komme erstmals ins Rutschen. Ich lasse mich auf meinen mit Muskulatur gut gepolsterten Hintern fallen und lande in einer ca. 30 cm tiefen Wasserpfütze. Puh, alles ist heil geblieben, nur die Kälte spüre ich jetzt noch intensiver. Immer müder werde ich und vom Hals bis zum kleinen Zeh schmerzt alles. So langsam komme ich dahinter, dass die Bezeichnung Diagonale des Fous (Diagonale der Verrückten) nicht aus der Luft gegriffen ist und sehe mich selbst als Oberverrückten.

Das Laufen macht mir derzeit keine Freude mehr, im Gegenteil, durch die unzureichende Leuchtkraft meiner Lampe habe ich schlechte Sicht und die immer stärker werdende Müdigkeit sowie die Furcht vor weiteren Stürzen lassen mich den Tag verfluchen, an dem mir Stefan Schletts Bericht über den Grand Raid in der Läuferzeitschrift „Running“ aufgefallen
war.

Starke Zweifel, ob ich diesen Lauf überhaupt schaffen werde, nehmen von mir Besitz. Ich wehre mich gegen diese schwarzen Gedanken, da ich beim Marathon des Sables im Frühjahr erfahren und durchlebt habe, dass die physischen und psychischen Grenzwerte viel, viel weiter gesteckt sind. Auch habe ich dabei gelernt mit Schmerzen umzugehen. Es ist alles eine Frage der Geduld. Ich habe mich selbst aufs Finishen programmiert und bewege mich roboterhaft weiter. Immer wieder mache ich nach wenigen hundert Metern Pausen, indem ich mich auf Felsen oder auch auf nassen Erdboden setze und stelle fest, dass es mir tatsächlich neue Kraft bringt.

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